Colonia fluviale "Roberto Farinacci"

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Colonie elioterapiche

anderer Name:

Colonia Padane
Colonia Cremonesi del Po

 
Adresse:

Cremona (CR)
via Lungo Po Europa

Betreiber:
Architekt:   ing. Carlo Gaudenzi
Jahr: 1936
Kapazität: 1500
Zustand:

teilgenutzt als Nachtklub


Die Tageskolonie wurde im Rahmen einer städtebaulichen Neuentwicklung auf Initiative von Roberto Farinacci und dem Architekten Nino Mori errichtet. Mit dem Bau wurde der Architekt Carlo Gaudenzi beauftragt. Größe und Benennung der Kolonie lassen sich auf die herausragende Stellung von Roberto Farinacci zurückführen, der der "Ras" des Fascio von Cremona fungierte und als rechte Hand Mussolinis galt.

Das Gebäude beschreibt im Grundriss einen Halbkreis in dessen Zentrum ein schlanker Turm aufragt. Vor die gewölbte Außenfassade ist ein Raster aus Betonlamellen vorgestellt um, die als Verschattungselemente fungieren. Zwischen dem Betonraster und dem Baukörper führen breite Treppen zum Obergeschoss. Das obere Geschoss ist wesentlich höher als das Erdgeschoss. Im Obergeschoss befand sich die Küche, ein großer Speisesaal, Toiletten, ein Behandlungszimmer und die Direktion während im Erdgeschoss Umkleideräume, Toiletten, Duschen, Vorratsräume, eine Wäscherei und ein Kohlenkeller untergebracht waren.

Die Innen- oder Hofseite des Gebäudes ist plastisch sehr ausdifferenziert: Loggien, Terrassen, Balkone, Treppenläufe, Vor- und Rücksprünge. Dadurch erweckt die bauliche Komposition den Eindruck einer monumentalen Maschine. Der Turm erinnert an einen riesigen Kolben, der für eine gigantische Hubbewegung gemacht zu sein scheint. (Eine Beschreibung der Maschinenästhetik und dem Motiv der mechanischen Bewegung bei den faschistischen Kolonien findet sich in der Dissertation von Katharina Torkler). Zudem wird mit den halbrunden Bugformen, den relingartigen Geländern, den Seitengängen und den Rundfenstern sprich Bullaugen das in der Architektur der Moderne beliebte Schiffsmotiv evoziert: das Schiff als Sinnbild für den Aufbruch in die Zukunft. Das Gebäude besticht durch seine intensive Farbigkeit: ungewöhnlich grelle Gelb- und Orangetöne unterstreichen die plastische Durchgestaltung des Baukörpers.

Im Hof fasst der Halbkreis des Gebäudes einen flachen, nierenförmigen Teich ein. Auf der gedachten Kreislinie befindet sich noch ein Tor, das offensichtlich rein symbolische Funktion hat, da der Weg, der darauf zuläuft, direkt beim Tor endet. Links und rechts des Weges stehen Pergolen über befestigten Aufenthaltsplätzen.

Das faschistische Bild- und Figurenprogramm ist nicht mehr erhalten: Zentral vor dem Eingang empfing eine Statue, die mit ausgestreckten Armen ein Liktorenbündel über den Kopf hält, die Besucher. Unterhalb der Lamellen befand sich der Namensschriftzug. Auf dem Turm, der sich in der Mittelachse über dem zwei Stockwerke hohen Gebäude erhebt, befanden sich die Initialen der faschistischen Partei PNF und das Hoheitszeichen der drei Liktorenbündel. Die Brüstung des Rednerbalkons an der Rückseite des Turms war mit einem Relief geschmückt, das Kolonnen marschierender Soldaten zeigte. Das rückwärtige Tor wurde von zwei weiteren Statuen flankiert über denen an der Mauer ein M für Mussolini angebracht war.

Die Kolonie wird zum Teil als Nachtklub genutzt, befindet sich aber in einem schlechten baulichen Zustand. Die umliegende Grünanlage ist als Park öffentlich zugänglich

Historische Abbilddungen

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Fotos © Dan Dubowitz

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Fotos © Arne Winkelmann

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Fotos © Florian Kirfel

P1020143 P1020150 P1020157 P1020158 P1020160 P1020161 P1020163 P1020166 free lightbox photo galleryby VisualLightBox.com v6.1

Pläne:

 

Literatur: www.tesionline.com

Feraboli, Maria Teresa, L'ingegner Carlo Gaudenzi: un protagonista del moderno a Cremona, in: La Scuola classica di Cremona. Annuario 2001, Cremona, 2001, pp. 155-176

Feraboli, Maria Teresa, Le 114 colonie fluviali, campestri ed elioterapiche diurne in provincia di Cremona, in: La Scuola classica di Cremona. Annuario 1999, Cremona, 1999, pp. 113-139

Feraboli, Maria Teresa, Le ex-Colonie cremonesi del Po, tesi di specializzazione in Restauro dei Monumenti, Politecnico di Milano, 1999
Link:   www.architettilombardia.com www.welfarecremona.it http://turismo.comune.cremona.it/it/pois/parco-ex-colonie-padane
Film: Istituto Luce 20.07.1938